Vor Ihnen steht ein kulturhistorisches Stück Wald, ein sogenannter Hudewald. Dieses war eine Waldnutzungsform in der Vergangenheit.

Um den Beginn unserer Zeitrechnung begannen die ersten flächigen Waldnutzungen, das heißt, Rodungstätigkeiten durch Besiedlung von Jägern und Sammlern. Später wurde die Rodungstätigkeit auch für den Ackerbau eingeführt. Ab dem späten Mittelalter wuchs die Bevölkerung relativ rasch, so dass sich die Rodungstätigkeiten intensivierten. Ebenso intensivierte sich die allgemeine Waldnutzung durch Rohstoffnutzung infolge erhöhten Holzverbrauchs für Heizenergiezwecke, das Handwerk sowie das Bauwesen.

Herrschte bis dahin das dreiständrige Wohnstallhaus vor, mit recht wenig Holzmassen, so fing man in der Neuzeit an, größere Häuser zu bauen mit entsprechend großem Holzverbrauch. Nahezu sämtliche anderen Gebrauchsgegenstände wurden auch aus Holz gefertigt. Vieh wurde unkontrolliert in die Wälder getrieben. Der Waldnachwuchs wurde aufgefressen. Es lag damals ein riesiger Nachfragedruck auf den Waldflächen durch Bauholz, Konstruktionsholz und Werkholz sowie Waldweide.

Hudewald
Übersichtskarte Digitalpfad.Stadtwald

Dies führte vor ca. 250 Jahren zu einer Holznot infolge von Waldverlusten und Holzvorratsverlusten in den überwiegend übernutzten Wäldern. Die Waldausdehnung hatte vor ca. 200 Jahren ihr Minimum erreicht und Wälder verdienten kaum ihren Namen – sprich, sie waren ausgeplündert.

Aus der Not der Bevölkerung heraus wurden die ersten Forstordnungen geboren, als wichtigste die Hudeordnung = Hütegesetz.

Da der lichte Wald als Weide Hauptnahrungslieferant für das Vieh gewesen ist, war eine Nachhaltigkeit der Nutzung für die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung von hoher Bedeutung. Die Stadt hatte Viehhirten angestellt, die einen zugewiesenen Bezirk beweiden durften. Jede Bürgerstätte hatte das Recht, eine bestimmte Menge Vieh zum Waldeintrieb zu geben. Beispielhaft sei die Hudeordnung von Lemgo vom 12.12.1860 genannt:

„jeder Bürger darf 2 Kühe, 1 Rind, 1 Kalb, 2 Ziegen, 2 Schafe und 2 Schweine in das zugewiesene Huderevier eintreiben.“

Da die Hudereviere allerdings oft „versteppt“ waren, wurde in der Forstordnung das Anpflanzen von Eichbäumen festgelegt. Zum Beispiel musste jeder Bürger 2 Eichenbäume anpflanzen.

Redaktion: Alte Hanstestadt Lemgo, Forstamt